Kurze Zungenbänder

Kurze Zungenbänder

Seit 2011 beschäftige ich mich mit den Auswirkungen zu kurzer Zungenbänder auf das Stillen und bilde mich dazu laufend fort.

Jeder Mensch hat ein Zungenband (Frenulum) auf der Unterseite der Zunge. Normalerweise bildet sich das Zungenband während der Embryonalentwicklung zurück, so dass die Zunge bei der Geburt frei beweglich ist. Manchmal bleibt aber ein Rest vom Zungenband zurück, welcher die Beweglichkeit der Zunge einschränkt. Man sagt dann: „Das Zungenband ist zu kurz“.

Sichtbar kurze Zungen- und auch Lippenbänder wurden noch bis in die 1970er Jahre in vielen Kliniken in Deutschland nach der Geburt durch einen Schnitt getrennt. Durch die Verlegung der Geburten in Krankenhäuser und die Vermarktung künstlicher Säuglingsnahrung war das Stillen in der Zwischenzeit allerdings in den Hintergrund gedrängt worden und damit auch die Problematik oraler Restriktionen (zu kurze Zungen- und Lippenbänder): die Flasche hat keine Schmerzen und die Milchmenge hängt auch nicht von der Saugtechnik des Babys ab. Eingriffe am Zungen- oder Lippenband wurden daher in den letzten Jahrzehnten vor allem als Relikte aus der Vorzeit angesehen. Ein Aberglaube, über den unsere moderne Zivilisation hinausgewachsen ist.

Mittlerweile werden glücklicherweise wieder viele Babys gestillt und gute Stillinformationen sind für alle Mütter leicht zugänglich. In der Stillberatung außerhalb der Kliniken häufen sich dadurch seit vielen Jahren die Fälle, in denen Mütter bereits im Vorfeld mit viel Einsatz und Wissen an der Stillbeziehung zu ihrem gesunden Baby gearbeitet haben. Die Stillberatung ist oft der letzte verzweifelte Versuch vor dem Abstillen.

In dieser Situation kann eine Zungen-/Lippenbandtrennung wie die Lösung des Problems erscheinen. Die Hoffnung ist: "Das Zungenband wird getrennt, danach kann mein Baby seine Zunge endlich normal bewegen und das Stillen wird angenehm und schön".

Leider funktioniert es nicht so einfach.

Z.B. weil Babys bereits im Bauch saugen und das Baby um das Hindernis der eingeschränkten Zungenbeweglichkeit "herumwächst". Oder weil Babys manchmal durch die Schwangerschaft und/oder Geburt so verspannt sind, dass das Stillen schmerzhaft und schwierig ist.

Leider gibt es nirgendwo im Leben eine Erfolgsgarantie, das ist hier nicht anders.

Babys sind beim Stillen mit dem ganzen Körper aktiv, nicht nur mit dem Mund. Und Mutter und Baby sind ein Team, man kann sie nicht getrennt voneinander anschauen. Daher können orale Restriktionen ein wichtiger Teil der Problems sein, bleiben aber eben nur ein Teil.

Was ich Ihnen in diesem Zusammenhang anbieten kann, ist Wissen, Erfahrung und begründete aber immer unverbindliche Vorschläge, wie es in Ihrer Situation für Sie weitergehen kann.
4.1.2022

Fachinfos:

Weitere Informationen auf Anfrage.
Quelle Infografik: http://www.nourishandnurture.in/tongue--lip-tie.html
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
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